Rückschau: Zuhören ist wichtig. Auch für das Management
Einleitung
Du sitzt im Refinement oder im One on One mit deinem Lead. Du merkst, dass die geplante Lösung hinkt. Du versuchst es zu erklären, aber du siehst in den Augen deines Gegenübers: Der wartet nur darauf, dass du aufhörst zu atmen, damit er seinen Punkt weitermachen kann.
In der Folge NBA10 habe ich darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass das nicht passiert. Vielen Menschen in leitenden Positionen fehlt ein wichtiger Skill: zuhören.
Das ist nicht nur für den einzelnen Dev in einem Team frustrierend sondern auch gefährlich, da ein großes Potential einfach so auf der Straße gelassen wird.
Meine Erfahrung
Ich hatte mal ein Kommunikationstraining. Prägend: Ein Rollenspiel. Meine Aufgabe war es, der Leiterin des Seminars eine Reise zu verkaufen. Sie versprach im Vorgespräch, dass sie die Reise buchen würde, egal wohin, wenn ich denn ein paar Bedingungen einhalten würde. Ich hab mich richtig ins Zeug gelegt und ihr traumhafte Orte angeboten. Gebucht hat sie trotzdem nicht. Der Grund: Sie reist mit einem behinderten Kind.
Welchen Fehler hatte ich gemacht? Ich hab nicht zugehört. Hätte ich sie reden lassen, hätte sie mir ihre Umstände erzählt.
Warum ist das so?
Wir alle haben Angst, Zeit zu verlieren. Wir denken, Zuhören dauert zu lange. Wir haben eine Antwort im Kopf und wollen diese loswerden.
Was wir dabei komplett unterschätzen: Wenn wir einander nicht zuhören, bauen wir Dinge, die keiner braucht, oder wir bauen sie so, dass sie uns in drei Monaten um die Ohren fliegen. Nicht-Zuhören ist ein sehr teurer Prozessfehler.
Die Macht des „Was noch?“
Es gibt eine ganz einfache Methode, die hilft, aktiv zuzuhören: "Was noch".
Wenn deine Kollegin oder dein PO mit dir etwas bespricht, antworte nicht gleich mit „Ja, aber technisch geht das nicht“, sondern probier mal: „Okay, was noch?“
Der Effekt: Du zwingst den anderen, sich "leer" zu reden. Oft kommt erst beim dritten Mal „Was noch?“ der wahre Grund zum Vorschein. Und plötzlich verstehst du den Menschen hinter der Anforderung.
Das gilt natürlich auch anders herum: Gerade Führungskräfte neigen dazu, eine Abkürzung zu suchen, das Gespräch "in den Händen" zu halten und möglichst kurz zu gestalten. Wenn du die Gelegenheit hast (zum Beispiel in einem One on One), dann erklär diesen Menschen, dass es für dich und das Ergebnis eurer Arbeit wichtig ist, einander zuzuhören und dass ein Gespräch keine Einbahnstraße ist.
Fazit: Agiles Arbeiten ist kein Prozess
Wir wollen keine Tickets abarbeiten, wir wollen gemeinsam Probleme lösen. Das geht nur, wenn wir den "Sende-Modus" mal ausschalten und uns gegenseitig zuhören.
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