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NBA11: Wertvoll: One on One mit Teammitgliedern

Thomas Podcast

Shownotes

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Letzte Folge „NBA10: Ein allzu oft vernachlässigtes Instrument in der Führung“

Artikel zum aktiven Zuhören

Leitfragen One on One

  • Über was reden wir gerade nicht, über das wir reden sollten?
  • Was möchte ich?
  • Was stoppt mich?
  • Was hilft mir?
  • Was motiviert mich?
  • Wie kann das Team mich unterstützen?

Zusammenfassung

In Folge 11 von No Bullshit Agile beleuchtet Thomas die Bedeutung und den Nutzen von One-on-Ones im agilen Umfeld. Diese regelmäßigen Einzelgespräche bieten jedem Teammitglied einen wichtigen Raum, um über aktuelle Herausforderungen, Entwicklungen und persönliche Anliegen zu sprechen.

Thomas erklärt, dass One-on-Ones nicht die klassischen Feedback-Formate wie Peer-Feedback oder Jahresgespräche ersetzen, sondern speziell dem Tagesgeschäft dienen. Die Regelmäßigkeit der Gespräche sollte angepasst werden: wöchentlich für kleine Teams und alle zwei Wochen für größere. Er empfiehlt, feste Termine zu etablieren, um einen zuverlässigen Rhythmus zu schaffen.

Der Schlüssel zu erfolgreichen One-on-Ones liegt im Zuhören. Thomas nutzt Leitfragen als Orientierung, um das Gespräch zu strukturieren und wichtige Themen anzusprechen. Diese Fragen helfen, Themen wie Hindernisse, Unterstützung, Motivation und Teaminteraktion zu erörtern, sollten aber flexibel gehandhabt werden.

Er betont, dass One-on-Ones ein wertvolles Führungsinstrument sind, auch wenn die Gespräche nicht immer produktiv erscheinen oder sofort zu Ergebnissen führen. Wichtig ist, den Teammitgliedern Raum zu geben und sicherzustellen, dass sie sich öffnen können. Die Gespräche bieten Einblicke in die Bedürfnisse und Perspektiven der Teammitglieder und stärken die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team.

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche hier jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt auf der Praxis, daher auch der Name No Bullshit Agile.

In der letzten Folge habe ich über das Thema Zuhören als wertvolles Instrument gesprochen. Dies hier ist die Folge 11, und es geht heute um One-on-Ones mit Teammitgliedern.

Ich vermute, One-on-One ist hier ein Begriff. Trotzdem eine kurze Zusammenfassung: Es geht darum, jedem Einzelnen aus dem Team einen Raum zu schaffen, um seine oder ihre Sicht auf die aktuelle Situation – sei es bezüglich der Zusammenarbeit, der Projekte oder anderer Themen – zu äußern. Dieser Input ist total wertvoll für das, was wir machen, und für unsere Entscheidungen. Die One-on-Ones helfen, einen guten Überblick darüber zu bekommen, wo jedes Teammitglied gerade steht. Das gilt übrigens auch für Weiterentwicklungen.

One-on-Ones sind sicherlich kein Ersatz für andere Feedback-Formate wie zum Beispiel Peer-Feedback aus dem Team heraus oder klassische Jahresendgespräche. Im One-on-One geht es tatsächlich um das Tagesgeschäft. Daher finden One-on-Ones auch in viel kürzeren Zyklen statt als andere Formate. Es gibt eine Daumenregel: Wenn das Team fünf Leute oder weniger hat, sollte man versuchen, das One-on-One tatsächlich einmal die Woche zu machen. Bei größeren Teams ist es okay, diese alle zwei Wochen zu machen.

Bei mir ist es so, dass ich die One-on-Ones tatsächlich alle zwei Wochen habe. Sie sollten laut Lehrbuch (ich mache gerade Gänsefüßchen in der Luft) etwa eine halbe bis eine Stunde dauern. So viel Zeit sollte man einplanen. Die Regelmäßigkeit spielt dabei eine große Rolle. Es sollte ein verlässlicher Zeitraum sein. Daher mein Tipp: Wiederholende Termine einstellen, sodass für jeden Einzelnen das One-on-One immer an einem festen Tag und zu einer festen Uhrzeit stattfindet, um einen Rhythmus zu etablieren.

Wichtig ist, dass das One-on-One wirklich der Raum für den Gesprächspartner oder die Partnerin ist. Es geht nicht darum, dass jemand in einer führenden Rolle einen Report erhält oder Nachrichten an das Teammitglied sendet, sondern es geht darum, dass das Teammitglied seinen Platz hat. Wir wollen das Feedback der einzelnen Teammitglieder haben. Andere Formate wie Retrospektiven, bei denen das Team gegenseitig reflektiert, gehören nicht hierher. Es geht wirklich darum, das Potenzial abzuschöpfen. Jedes Teammitglied hat seine eigene Sicht auf die letzten 14 Tage, seine eigenen Erlebnisse. Es geht darum, Platz für jedes einzelne Teammitglied zu schaffen.

Die wichtigste Komponente dabei ist tatsächlich das Zuhören. Dazu hatte ich in der letzten Folge einen Artikel geschrieben. Hör gerne noch einmal rein. Das Zuhören ist eine Grundvoraussetzung, damit ein One-on-One überhaupt funktioniert.

Ich persönlich habe mir für das One-on-One einige Leitfragen herausgesucht, die ich als Mischung aus verschiedenen Artikeln zusammengestellt habe. Die Leitfragen habe ich den einzelnen Teammitgliedern geschickt und im allerersten One-on-One auch noch einmal im Einzelnen erklärt. Leitfragen sind keine Liste, die man abarbeitet. Sie dienen dazu, ein bisschen zu inspirieren, über was man im One-on-One reden kann.

Meine Leitfragen sind die folgenden:

  1. Über was reden wir gerade nicht, über das wir reden sollten?
    Hier geht es darum, eine Chance zu bieten, auch unangenehme Themen anzusprechen. Das wird meiner Erfahrung nach nicht immer angenommen, und das ist okay. Es geht nicht darum, alles aus jemandem herauszuholen. Wenn jemand nicht über unangenehme Dinge reden möchte, muss er oder sie das eben nicht tun.

  2. Was möchte ich?
    Da geht es um alles Mögliche: „Ich möchte mehr über ein bestimmtes Thema sprechen“ oder „Ich möchte eine Schulung zu einem bestimmten Thema“. Es kann auch darum gehen, über eine spezifische Situation zu sprechen oder mehr Unterstützung in einem Bereich zu bekommen.

  3. Was stoppt mich?
    Hier geht es um Hindernisse, die das Teammitglied möglicherweise hat, sei es „Es ist zu laut im Büro“ oder „Ich komme nicht mit Teammitglied Y klar“.

  4. Was hilft mir?
    Da geht es um Unterstützung, wie zum Beispiel: „Ich könnte eine Schulung gebrauchen“ oder „Ich benötige Unterstützung bei einem bestimmten Thema“.

  5. Was motiviert mich?
    Hier geht es um die Perspektive: „Dieses Projekt war toll“ oder „Diese Aufgabe hat mir besonders viel Spaß gemacht“.

  6. Wie kann das Team mich unterstützen?
    Hier kann es um Konflikte oder spezielle Situationen gehen, in denen das Teammitglied Unterstützung benötigt oder Verbesserungen vorschlägt.

Leitfragen sollen inspirieren, nicht als Pflichtprogramm verstanden werden. Wenn jemand über etwas ganz anderes sprechen möchte, das vielleicht gar nicht so richtig zuzuordnen ist, ist das ebenfalls willkommen. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der Teammitglieder Stück für Stück freier sprechen können. Das wird nicht beim ersten One-on-One so sein, und das ist vollkommen okay. Auch wenn ein Teammitglied sagt, „Ich habe nichts“, und ihr einfach nur fünf Minuten Kaffee trinkt und euch über die neueste Serie unterhaltet, ist das Teil eines One-on-Ones.

Meine Erfahrung ist, dass sich die Leute nach und nach öffnen, wenn sie merken, dass das Gespräch wirklich wertvoll ist und kein Report-Meeting. Ich halte mich in den Meetings zurück und sage ausdrücklich: „Das ist dein Meeting. Ich werde hier nicht das Gespräch führen.“ Wenn es Themen gibt, bei denen das Teammitglied Feedback von mir möchte, sage ich das gerne, aber ich versuche so lange wie möglich zuzuhören. Eine kleine Hilfestellung ist die Frage „Was noch?“ aus der letzten Folge. Versuche, diese Frage so lange wie möglich zu stellen, ohne dass es unangenehm wird.

Um das noch einmal zu betonen: Es ist vollkommen okay, wenn ihr nur zehn Minuten zusammengesessen habt. Ich habe alles erlebt, von sehr langen Gesprächen bis hin zu kurzen, aber es hängt davon ab, was das Teammitglied in den letzten 14 Tagen erlebt hat. Seid nicht enttäuscht, wenn aus einem One-on-One für euch gefühlt gar nichts rausgekommen ist. Ihr habt jedem Einzelnen einen Raum geboten.

Für denjenigen, der die One-on-Ones macht, können diese anstrengend sein. Es kommen Themen auf, die unangenehm sind und die vielleicht schwierig zu bearbeiten sind. Nehmt diese Themen ernst und gebt Feedback, dass ihr die Themen mitnehmt, aber auch Zeit benötigt, um darüber nachzudenken. Ihr könnt dann im nächsten One-on-One darauf eingehen. Denkt daran, dass One-on-Ones ein super wertvolles Instrument in der Führung sind. Ihr erfahrt, wo die einzelnen Teammitglieder stehen, und jedes Teammitglied hat die Chance, regelmäßig über Themen zu sprechen.

Seid nicht enttäuscht, wenn das Gespräch nicht immer sofort flüssig läuft. Die erste Leitfrage kann helfen, und oft findet das Gespräch, das ihr erwartet, im nächsten oder übernächsten One-on-One statt.

Das soll es für diese Folge gewesen sein. One-on-Ones sind ein hervorragendes Mittel, um das Team näher zu bringen und jedem Teammitglied die Chance zu geben, Gedanken zu teilen.

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Hab eine tolle Woche und bis zum nächsten Mal. Bye!