NBA12: Vertrauen geben
Shownotes
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Letzte Folge „NBA11: Wertvoll: One on One mit Teammitgliedern“
Agiles Radar
Artikel „Ohne Vertrauen keine Agilität: Tipps für eine vertrauensvolle Teamkultur“
Zusammenfassung
In Folge 12 von No Bullshit Agile beschäftigt sich Thomas mit dem zentralen, aber herausfordernden Thema Vertrauen. Er erläutert, wie entscheidend Vertrauen für die Effektivität und Effizienz eines Teams ist und wie das Fehlen von Vertrauen zu Mikromanagement, Kommunikationsproblemen und einer verringerten Teamleistung führen kann.
Thomas betont, dass Vertrauen ein Vorschuss ist, den man selbst geben muss, ohne auf andere zu warten. Er erläutert, dass fehlendes Vertrauen oft auf persönliche Unsicherheiten, frühere negative Erfahrungen oder die Angst vor Kontrollverlust zurückzuführen ist. Um Vertrauen aufzubauen, sollten Führungskräfte ihre Teammitglieder in Entscheidungsprozesse einbinden, Feedback einholen und ein unterstützendes Umfeld schaffen.
Er gibt praktische Tipps, wie man Vertrauen fördern kann, und warnt vor den negativen Konsequenzen, die entstehen, wenn Vertrauen missbraucht wird, einschließlich verminderter Mitarbeiterbindung und Innovationsfähigkeit. Abschließend fordert er dazu auf, bei Vertrauensproblemen den Dialog zu suchen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um das Vertrauen wiederherzustellen oder die Zusammenarbeit neu zu bewerten.
Transkript
Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche hier jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt dabei auf der Praxis, daher eben auch der Name No Bullshit Agile.
In der letzten Folge ging es um One-on-Ones mit Teammitgliedern, die ich übrigens für total wertvoll halte. Falls du da nicht reingehört hast, mach das gerne mal. Ich hoffe, da sind ein paar Praxistipps für dich dabei. Dies ist die Folge 12 und heute geht es um ein einfaches, aber auch schwieriges Thema, nämlich Vertrauen geben.
Bevor wir mit dem Thema einsteigen, vorab ein bisschen Housekeeping. Ich habe ein neues Tool auf der Webseite veröffentlicht, das nennt sich das Agil Radar. Der Hintergrund für mich war, ich hätte ganz gerne eine Übersicht über all die agilen Themen, die ich im Podcast behandeln will und die generell existieren. Ich finde, das sind so viele Themen und eine schöne Übersicht hat mir da die ganze Zeit gefehlt, so eine Art Leitfaden. Ich bin dann über Technologie-Radars gestolpert und habe mir gedacht, eigentlich ist das eine ganz tolle visuelle Darstellung. Wie kann ich die umbauen für ein agiles Radar?
Es ist natürlich ein bisschen schwer, das jetzt im Podcast zu erklären, wie das aussieht. Du findest natürlich einen Link zu diesem Radar in den Shownotes. Ich will es trotzdem kurz versuchen: Wir haben in der agilen Welt die unterschiedlichsten Themen. Vielleicht ist das Thema von heute, Vertrauen, sicherlich eines davon, aber auch das der letzten Folge, ist eines. Meine Frage ist, wie kann man diese zuordnen?
Es gibt zwei Dimensionen: Erstens, es gibt sogenannte Quadranten. Ich habe also eine kreisartige Darstellung, die in vier Quadranten unterteilt ist. Diese Quadranten sind in meinem Fall Menschen, Teams, Projekte und Kunden. Innerhalb dieser Quadranten gibt es dann vier Stufen. Du findest Ringe von innen nach außen, und diese Ringe haben eine Bedeutung.
Der innerste Ring habe ich mal Fundament genannt. Das ist für mich die Basis der Agilität. Alle Elemente, die hier zugeordnet sind, sind für mich Fundament – eine Basis, ohne die Agilität eigentlich nicht funktioniert. Der zweite Ring, eine Stufe weiter nach außen, ist Ausbau. Das sind Themen, mit denen man sich stärker beschäftigen sollte, wenn man sie denn nicht eh schon verinnerlicht hat. Sie bieten für mich viel Potenzial.
Der nächste Ring, einen Schritt weiter nach außen, habe ich Vertiefung genannt. Das sind weiterhin wichtige Themen, die aber auch komplex sind und zum Teil nicht so einfach umzusetzen. Und als letztes gibt es noch einen äußeren Ring, der ganz außen ist. Das sind Themen, die strittig oder zumindest diskussionswürdig sind.
Und daraus bildet sich jetzt eben so eine Radardarstellung. Ich habe diese vier Quadranten – Menschen, Teams, Projekte, Kunden – und dann jeweils noch die Ringe von innen nach außen mit einer gewissen Bedeutung. Ich ordne jetzt jedes der Themen A) einem Quadranten und B) einem Ring zu. Und dann entsteht eine Radaransicht. Die Punkte auf diesem Radar kann ich auch anklicken. Dann gibt es eine Detailseite, die ein bisschen was zu diesem Thema erklärt und auch aufzeigt, ob es dazu eine Folge gibt, einen Artikel oder vielleicht sogar einen interessanten Diskussionsstrang.
Ansonsten sind auch immer Wikipedia-Artikel oder weiterführende Informationen verlinkt. Das Ganze ist im Aufbau. Ich würde mich natürlich sehr über Feedback freuen. Wie du mich erreichen kannst, hörst du immer am Ende der Folge oder du kannst das auch sofort in den Shownotes sehen. Deswegen hier ein kleiner Aufruf: Gib mir gerne mal Feedback, ob dir so eine Darstellung hilft, ob du dazu noch Ideen hast.
Gut, genug der Vorrede. Wir wollen mal in das Thema Vertrauen einsteigen. Ich habe dazu tatsächlich einen Artikel verfasst. Den Link findest du in den Shownotes. Ich eröffne den Artikel mit einem kleinen Zitat in Anlehnung an L’Oreal: „Ein Leben ohne Vertrauen ist möglich, aber sinnlos.“
Vertrauen geben ist einfach eine ganz, ganz wichtige Komponente. Ohne Vertrauen funktioniert eigentlich nichts richtig gut. Ich habe ja ganz am Anfang gesagt, dass es ein einfaches, aber auch schwieriges Thema ist. Es ist natürlich total schwer, an manchen Stellen Vertrauen zu geben. Wenn es kein Vertrauen gibt, endet das zum Beispiel in Mikromanagement. Wenn ich kein Vertrauen geben kann oder auch kein Vertrauen empfange, sinkt die Effizienz sofort.
Ich bin ja großer Fan vom Agile Manifest und den 12 agilen Prinzipien. Das habt ihr wahrscheinlich schon mitbekommen, diejenigen, die hier ab und zu mal reinhören. Auch dazu gibt es ein passendes agiles Prinzip, nämlich Prinzip Nummer 5: „Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen, und vertraue darauf, dass sie die Aufgaben erledigen.“ Passt einfach richtig gut, oder? Man muss darauf vertrauen. Wenn ich kein Vertrauen gebe, führt das zu Problemen.
Zuallererst führt das grundsätzlich zu Kommunikationsproblemen. Die Kommunikation wird gestört. Es entsteht ein Umfeld, in dem jeder für sich eine versteckte Agenda verfolgt. Jeder verfolgt plötzlich ein verstecktes Ziel, weil er Dinge tut, die er nicht öffentlich tun will, aus Angst, nicht das Richtige zu machen. Das ist natürlich etwas, das man überhaupt nicht haben möchte. Der Teamgeist wird dadurch natürlich nicht unterstützt. Wenn ich keine vertrauensvolle Umgebung habe, wie soll da wirklich ein Team entstehen?
Es ist grundsätzlich logisch, und trotzdem – ich nehme mich da auch nicht aus – es ist halt schwer, Vertrauen zu geben. Vertrauen geben ist ein Vorschuss. Ich bin derjenige, der damit anfängt. Kein anderer. Ich kann nicht darauf warten, dass jemand anders mir Vertrauen gibt, sondern ich muss damit anfangen. Ich muss Vertrauen geben und davon ausgehen, dass es nicht missbraucht wird.
Wenn Vertrauen einmal missbraucht wird, komme ich gleich auch noch darauf zu sprechen. Es gibt sicherlich auch ein paar Praxistipps dazu. Wenn du für dich feststellst, dass du Schwierigkeiten hast, Vertrauen zu geben, dann halte mal inne und überlege wirklich, warum du das Vertrauen nicht gibst. Warum sagst du einer Person: „Mach du bitte das?“ Oder warum versuchst du, außerhalb deiner Domäne, also vielleicht technische Dinge zu erklären? Warum wirst du fast eingreifend? Da sollte man wirklich innehalten und überlegen, was dich blockiert.
Vielleicht hast du das Gefühl, die anderen machen es nicht richtig. Vielleicht hast du Angst, dass es schiefgeht, wenn du nicht mikromanagst. Ein weiterer Grund könnten frühere negative Erfahrungen sein. Vielleicht wurdest du mal enttäuscht. Vielleicht hast du Vertrauen gegeben und festgestellt, dass es nicht geklappt hat. Die Konsequenz oder Folge daraus muss jedoch sein, herauszufinden, wie du andere ermächtigen kannst. Was hat gefehlt? Was habe ich vielleicht nicht getan, um andere in die Lage zu versetzen, Aufgaben auszuführen oder im Projekt weiterzudenken?
Insgesamt geht es oft auch um eine Unsicherheit bei dir selbst über die Zuverlässigkeit der Teammitglieder. Wenn das der Fall ist, schaue, wie du das Problem angehen kannst. Warum denkst du, dass die Mitglieder unzuverlässig sind oder warum sind sie möglicherweise unzuverlässig? Darin steckt auch eine gewisse Antwort. Vielleicht ist es auch deine persönliche Unsicherheit – vielleicht trauen sich andere das zu, nur du traust dir selbst nicht. Das könnte auch ein guter Grund sein.
Und ja, Kontrollverlust – das steckt dahinter. Schlussendlich, wenn du Gründe findest, schau wirklich, was du tun kannst, um das zu beseitigen. Das ist wieder etwas, was kein anderer macht, sondern du musst an dir arbeiten. Es gibt sicherlich Situationen, in denen Vertrauen missbraucht wird. Da sollte man auch wirklich nicht darüber hinwegsehen. Im Zweifel fehlt vielleicht eine Komponente, und man muss sich dann von einem Teammitglied tatsächlich trennen, so hart das auch ist. Wer Vertrauen missbraucht, wirkt negativ auf das System ein. Andere, die das Vertrauen gerne nehmen und auch wirklich gut nutzen, sollen nicht darunter leiden.
Das bedeutet nicht, dass man zum Mikromanagement übergehen soll, sondern dass man überlegen muss, was getan werden muss, damit man gar nicht erst in solche Mikromanagement-Situationen gerät. Wenn du kein Vertrauen gibst, hat das ganz klare, messbare Konsequenzen. Du wirst deine Effizienz vermindern. Wenn Leute anfangen, Dinge nicht mehr zu äußern, eine versteckte Agenda haben oder mikromanaged werden, tun sie nur noch das, was man ihnen sagt. Man beschneidet sich selbst ein riesiges Potenzial, und das geht auf die Effizienz.
Ganz klar, du wirst auch immer mehr Kommunikationsprobleme bekommen. Die Leute werden dir nicht mehr offen und ehrlich sagen, was sie denken, weil du kein Vertrauen gegeben hast. Du beschneidest wirklich auch die Innovationsfähigkeit und Kreativität jedes Einzelnen und des gesamten Teams. Du nimmst dir selbst Chancen für gute Lösungen, wenn zum Beispiel Probleme auftreten. Die Leute werden sich zurückziehen, wenn Vertrauen nicht gegeben wird. Und schließlich auch ein Thema, die Mitarbeiterbindung: Diejenigen, die in einer vertrauensvollen Umgebung gut arbeiten und feststellen, dass es kein Vertrauen mehr gibt, sind oft die ersten, die gehen. Dabei sollten vielleicht im Zweifelsfall, also wirklich im extremen Beispiel, ganz andere Leute gehen.
Vielleicht noch ein paar praktische Tipps: Vertrauen ist ein Weg, um Teammitglieder zu ermächtigen, ihre Arbeit richtig gut zu machen. Das bedeutet, du solltest deine Teammitglieder permanent in Entscheidungsprozesse einbinden. Du willst ihr Feedback haben. Schaffe ein unterstützendes Umfeld, das bei Konfliktlösungen und Konsensbildung hilft. Vertrauen ist eine ganz zentrale Komponente. Wenn du siehst, dass du kein Vertrauen gibst oder auch, dass andere kein Vertrauen geben, dann ist die Zeit, die du investierst, um da besser zu werden, richtig gut investiert.
Jeder möchte Vertrauen bekommen. Das gilt eben auch auf der Arbeit in Projekten. Du musst davon ausgehen, dass die Leute gute Arbeit machen wollen. Wenn das nicht der Fall ist und Vertrauen missbraucht wird, musst du zuallererst mit den Leuten darüber reden, warum das Vertrauen missbraucht wurde. Was ist der zugrunde liegende Grund? Wenn sich das nicht lösen lässt und ihr nicht zusammenfindet, dann kann es vielleicht an der Zeit sein, sich zu trennen.
Ich hatte ja schon gesagt, es ist ein ganz schwieriges und ein ganz einfaches Thema. Es ist deswegen schwierig, wenn man mal enttäuscht wurde oder einfach Angst hat, loszulassen. Ich mag es nicht, Vertrauen zu geben. Ja, ich denke, das soll für heute auch reichen. Wie gesagt, ich finde es sehr spannend, da steckt super viel Potenzial drin. Ich freue mich wie immer auf dein Feedback dazu.
Du kannst mich auf mehreren Kanälen erreichen. Ein Kanal wäre E-Mail, da kannst du mir gerne eine Mail an nobsagile@gmail.com schreiben. Wenn du auf Mastodon bist, erreichst du mich auch dort. Und es gibt ein Diskussionsforum. Zu jeder Folge lege ich dazu einen eigenen Thread an. Du darfst aber gerne auch eigene Themen dort anbringen. Den Link zum Forum findest du in den Shownotes.
Hab eine ganz tolle Woche und bis zum nächsten Mal. Bye.