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Das allzu oft vernachlässigte Instrument in der Führung

Thomas Artikel

tl;dr: Zuhören

Einleitung

Ich hatte bereits einen langen Artikel geschrieben, der fast zu einer theoretischen Abhandlung über Kommunikation geworden wäre. Alles wieder gelöscht. Alles viel zu kompliziert. Die Wahrheit ist: Es ist viel einfacher. Wir alle hören zu wenig zu. Wir reden. Das kostet uns alle wertvolles Potenzial.

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Ein persönliches Learning

In einem Kommunikationstraining erlebte ich folgende Situation: Die Referentin stellte mich vor die Aufgabe, einen potenziellen Kunden in einem Reisebüro zu beraten. Vor dem Rollenspiel informierte sie mich, dass die "Kundin", die sie spielen würde, bereit war, eine Reise zu buchen, sofern meine Vorschläge überzeugend genug waren. Mit diesem Wissen begann ich enthusiastisch, ihr verschiedene Reiseziele vorzuschlagen – doch sie lehnte alles ab.

Nach fünf Minuten brach sie das Rollenspiel ab und offenbarte den wahren Grund ihrer Zurückhaltung: Sie reiste mit zwei Kindern, von denen eines eine Behinderung hatte. Ich hatte sie jedoch nie gefragt, ob es Rahmenbedingungen gibt, die ich bei meinen Vorschlägen beachten sollte oder sie überhaupt erzählen lassen, was sie möchte.

Dieses Erlebnis war ein eindrucksvoller Lernmoment für mich. Es verdeutlichte die essenzielle Rolle des Zuhörens in der Führung. Indem ich mich darauf konzentrierte, meine eigenen Ideen zu präsentieren, versäumte ich es, die Bedürfnisse und Wünsche meiner "Kundin" wirklich zu verstehen. Durch aktives Zuhören hätte ich wertvolle Informationen erhalten und passgenauere Empfehlungen aussprechen können.

Die Gefahr

Wenn ich mich selbst beobachte, stelle ich fest, dass ich oft in diese Falle tappe: Ich möchte aktiv an einem Meeting teilnehmen und das Thema voranbringen. Mein natürlicher Impuls ist es, zu sprechen. Doch erst wenn ich diesem Impuls widerstehe – beispielsweise während eines One-on-One-Gesprächs – wird mir bewusst, was mir dabei entgeht. In diesem Moment gebe ich jedem die Chance, seine Ideen einzubringen und selbst mitzugestalten. Erst dann können wir das volle Potenzial des Teams ausschöpfen.

Die Lösung

Sie ist so einfach und doch muss sie schwer sein. Aber die Lösung heißt zuhören. Aktives Zuhören ist natürlich noch besser.

Die Referentin aus dem Kommunikationsseminar von oben gab mir übrigens folgenden Tipp:

Die Frage, die beim aktiven Zuhören Türen öffnet lautet: "Was noch?". Stellt diese Frage immer und immer wieder. Irgendwann sagt Euer Gesprächspartner dann "mehr eigentlich nicht". Und dann habt Ihr in vielen Fällen wirklich gut zugehört und viele Informationen erhalten, die wertvoll sind.

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