NBA27: Rege im Daily
Shownotes
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Letzte Folge NBA26: Im Gespräch: Thomas Michl - Agile Verwaltung und Obeya
Forum
NBA25: Im Gespräch: Marco von SCRUMschau über Scrum
Zusammenfassung
In der aktuellen Folge von „No Bullshit Agile“ beleuchtet Thomas das Daily-Meeting und seine Bedeutung für Teamdynamik und Zusammenarbeit. Er erklärt, dass ein effektives Daily weit über das bloße Reporting hinausgeht und als Gelegenheit dient, um echten Austausch und Kooperation im Team zu fördern. Thomas teilt seine Erfahrungen mit sowohl schlechten als auch guten Dailies und hebt hervor, dass die Relevanz des Dailys stark davon abhängt, wie gut das Team zusammenarbeitet und wie engagiert die Mitglieder sind.
Frühere Leitfragen des Scrum Guides – was wurde gemacht, was wird gemacht und was blockiert? – bieten nach wie vor wertvolle Anhaltspunkte, auch wenn sie mittlerweile nicht mehr offiziell genannt werden. Ein erfolgreicher Daily fördert Interaktionen, klärt Blockaden und hilft dem Team, seine Ziele effizienter zu erreichen. Thomas ermutigt dazu, die Diskussion im Forum fortzusetzen und eigene Erfahrungen oder Meinungen zur Folge zu teilen.
Transkript
Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche hier jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt auf der Praxis, daher auch der Name No Bullshit Agile.
In der letzten Woche habe ich mit Thomas – schöne Grüße nochmal – über Agilität in der Verwaltung und OBR gesprochen. Wenn dich das interessiert, hör gerne rein. Den Link zur Folge findest du in den Shownotes. Das ist die Folge 27, und heute geht es ums Daily.
Bevor wir einsteigen, ein wenig Housekeeping: Es geht ums Forum, das den Podcast begleitet. Ich habe ein Forum, ein klassisches Bulletinboard, aufgesetzt, das mit einer relativ modernen Software betrieben wird. Ich finde, es bedient sich sehr gut und tatsächlich tut sich da schon ein bisschen was. Wir sind jetzt nicht Hunderte von Leuten, aber es gibt so drei Leute, die tatsächlich angefangen haben, das Forum zu nutzen.
Meine Bitte ist: Wenn ihr Themen habt oder selber vielleicht Fragen, nutzt doch gerne das Forum. Stellt sie dort oder schaut mal rein und beantwortet Anmerkungen und Kommentare von anderen, die schon im Forum aktiv sind. Ich finde es tatsächlich besser, so ein klassisches Forum zu haben, wo zumindest jeder lesen kann, als das Ganze in einem Slack- oder Discord-Channel zu verstecken. Die grundsätzliche Idee hinter dem Forum ist es, eine öffentliche Austauschplattform zu bieten. Denn viele lesen mit und haben vielleicht die gleiche Frage, die ihr gestellt habt, und die dann aus der Community gut beantwortet wurde. So habt ihr einen guten Startpunkt, einen Anknüpfungspunkt, einen Treffpunkt. Darüber würde ich mich super freuen.
Zusätzlich findet ihr zu jeder Folge einen einzelnen Forum-Thread. Die Idee dahinter ist, dass ihr, wenn ihr Fragen zu einer bestimmten Folge habt oder eine andere Meinung zu dem, was ich erzähle, dies auch gerne im Forum diskutieren könnt. Den Link zum Forum findet ihr natürlich auch in den Shownotes.
Ja, und dann würde ich sagen, steigen wir mal ein. „Regel im Daily“ habe ich die Folge genannt, weil ich im Gespräch mit Marco in Folge 25 das Thema auch nochmal aufgegriffen habe: Was ist ein gutes Team? Er sagte eben, naja, ein Merkmal, woran man erkennt, ob es ein gutes Team ist oder nicht, ist, wie das Daily läuft. Das fand ich total gut, und ich habe auch gesagt, weißt du was, da mache ich meine eigene Folge drüber. Den Link zur Folge findet ihr auch in den Shownotes, und wenn ihr diese Stelle raussuchen wollt, das ist so ungefähr bei Minute 31.
Ja, vielleicht fangen wir mal an und gucken, wofür das Daily überhaupt da ist. Ich schaue jetzt nicht in den Scrum Guide, da komme ich gleich auch nochmal drauf. Dailies werden ja nicht nur im Scrum genutzt, sondern ein tägliches Zusammenkommen in einem Team, um sich kurz abzustimmen, gibt es so gut wie überall, würde ich mal sagen. Also dieses sich abstimmen zu einer festen Zeit, vielleicht so etwas wie einen Tagesplan machen. Wie gesagt, ich rede jetzt gar nicht von Agilität und gar nicht von Scrum, sondern ganz allgemein. Das ist die grundsätzliche Idee hinter einem Daily.
Und die zweite Frage, die ich mir gestellt habe, ist: Für wen ist das Daily? Das finde ich super entscheidend. Ich habe gerade gesagt, es ist für das Team. Marco sagte ja im Gespräch, dass man am Daily erkennt, ob das Team gut ist oder nicht. Man kann sich jetzt die Frage stellen, wer das Team ist, aber für mich sind es die Leute, die gemeinsam an etwas arbeiten.
Ich selbst habe schon viele sehr schlechte Dailies erlebt, muss ich auch sagen. Natürlich auch gute, und da freue ich mich immer sehr. Aber wann ist ein Daily schlecht? Vielleicht findet ihr euch da wieder. Also ich habe oft das Gefühl, dass die Teilnehmer im Daily den Sinn darin nicht sehen. Dann wird man feststellen, dass das Daily nicht gut funktioniert. Es bringt den Leuten nichts. Sie kommen zwar, weil sie müssen, und erzählen auch etwas, aber keiner hat das Gefühl – oder sehr wenige haben das Gefühl – „Oh, das hat mir jetzt was gebracht. Jetzt weiß ich, wo wir als Team stehen“ oder „Jetzt weiß ich, was ich als Nächstes machen muss.“
Es gab ja früher im Scrum Guide, heute gibt es das so nicht mehr, diese klassischen drei Leitfragen. Ich habe die immer als Leitfragen verstanden, aber für mich waren sie eine gute Erklärung, was man im Daily erzählen kann. Diese drei Leitfragen waren:
- Was habe ich seit dem letzten Daily gemacht? (Also ein bisschen Recap geben)
- Was werde ich als Nächstes machen?
- Was blockiert mich gerade, um das Sprintziel zu erreichen? (Wenn man Scrum macht)
Für mich war das immer eine gute Inspiration dafür, was ich erzählen soll. Jeder dieser Punkte soll – und das hat oft nicht funktioniert, in meiner Beobachtung – den anderen Teammitgliedern die Möglichkeit geben, da einzuhaken.
Wenn zum Beispiel jemand sagt: „Ich habe die Funktionalität XY abgeschlossen“, dann könnte jemand anders sagen: „Okay, kannst du nochmal kurz erklären, wie die jetzt funktioniert oder mir die Doku kurz zeigen? Können wir nach dem Daily kurz draufschauen? Denn auf diese Funktion basiert das, was ich gerade mache.“ Das wäre so ein Anknüpfungspunkt. Gleiches gilt für „Was werde ich als Nächstes machen?“ Auch das ist die große Chance für andere Teammitglieder zu sagen: „Ah, das ist gut, wenn du das jetzt machst, weil dann kann ich morgen mit meinem Kram weitermachen.“ Oder „Kannst du nicht lieber das machen, weil darauf basiert meine Arbeit?“ Oder „Lass uns das doch zusammen machen, weil dann habe ich auch gesehen, wie das funktioniert.“ Wieder so ein Anknüpfungspunkt.
Die dritte Frage: „Was blockiert mich?“ Auch das ist wieder ein super Punkt, um zu sagen: „Lass uns das zusammen angucken.“ Oder „Wir müssen schauen, wie wir das Impediment beseitigen“, oder was auch immer jemanden gerade blockiert.
Auch wenn diese Leitfragen im Scrum Guide nicht mehr stehen, finde ich sie weiterhin gut. Sie helfen dem Team, zu erkennen, wie man den Wert des Dailys steigern kann. Heute steht im Scrum Guide, dass der Sinn des Daily Scrums darin besteht, den Fortschritt zum Sprintziel zu beobachten und gegebenenfalls den Plan anzupassen, um das Ziel zu erreichen. Das ist breiter formuliert, finde ich auch gut, aber wie gesagt, ich finde diese Leitfragen einfach gut.
Was ich oft sehe, ist, dass die Fragen zwar beantwortet werden, aber eher in einem Reporting-Stil. Also: „Ich habe das gemacht, ich mache jetzt das Gleiche.“ Oder: „Ich mache etwas anderes, und blockiert werde ich nicht.“ Oder es wird ein Rechtfertigungs-Meeting, wenn Leute dabei sind, die eher nicht zum Team gehören – wie POs oder andere Interessierte. Dann kann es passieren, dass die Leute viel erzählen, um zu vermitteln: „Ich habe ganz viel gemacht und habe auch ganz viel vor. Ich bin produktiv.“ Beides sind Elemente, die dem Daily nicht zuträglich sind.
Ein klares Zeichen ist, wenn kein Austausch zwischen den Leuten stattfindet. Das ist das, was Marco auch gesagt hat. Wenn keine Rückfragen zu dem kommen, was jemand im Daily erzählt, ist das ein schlechtes Zeichen. Es kann sein, dass ihr dann gar kein Team seid. Es kann sein, dass jeder innerhalb eines Sprints seine Aufgaben hat, dass die Tasks oder vielleicht sogar die Stories so designt sind, dass ihr ein Team aus Experten habt und jeder sein Ding macht. Dann gibt es natürlich keine Rückfragen und keinen Austausch, weil alle im Daily sich auf ihren Teil fokussieren und im Prinzip sagen: „Okay, was Hans da hinten macht, interessiert mich nicht, weil das meine Arbeit nicht beeinflusst.“
An solchen Dingen sieht man, wo man Ansatzpunkte hat, um mit dem Team zu arbeiten. Wenn es wirklich so ist, dass ihr fünf oder sechs Leute im Team seid und jeder hat seine spezielle Aufgabe, und alle arbeiten vor sich hin, muss man sich fragen, warum nennt ihr es dann Team? Gibt es nicht eine andere Organisationsform? Braucht es das Daily in dieser Art und Weise dann überhaupt? Oder braucht ihr andere Abstimmungen, wenn jeder für sich ohne Abhängigkeiten entwickeln kann? Warum sollten sich die Leute dann überhaupt austauschen?
Wenn ihr nicht wirklich gemeinsam an etwas arbeitet, sondern jeder für sich im stillen Kämmerlein, dann macht der Austausch vielleicht keinen Sinn. Dann quälen sich die Leute zum Daily und erzählen immer das Gleiche, und es kommt keine Interaktion zustande. Erst wenn ihr wirklich gemeinsam an etwas arbeitet und die Arbeit so gestaltet ist, dass ihr aufeinander aufbaut oder gemeinsam an etwas arbeitet, werdet ihr feststellen, dass die Leute das Daily auch ganz anders nutzen.
Das kann ich auch sagen: Wie gesagt, ich habe schlechte Dailies erlebt, aber auch gute, und bei den guten Dailies ist es immer so, dass die Leute voneinander abhängen, gemeinsam an etwas arbeiten und diese Interaktionen im Daily auch wirklich brauchen. Dann sind sie wirklich sehr interessiert, wenn jemand etwas erzählt, und es kommen schnell Fragen wie: „Okay, kannst du das nochmal erklären?“ „Heißt das jetzt, dass wir an der und der Stelle stehen?“ Dann wird das Daily eben sehr rege – deswegen habe ich die Folge „Rege im Daily“ genannt – und dann macht es auch Spaß und ist wirklich wertstiftend.
Deswegen kommt man wieder auf die Frage: Wie gut ist euer Team? Man sieht es am Daily. Wenn es rege ist, ist das für mich ein Zeichen, dass das Team gut arbeitet. Wenn jeder nur sein Ding abliefert und es kaum Rückfragen gibt, ist das ein Zeichen, dass das Team nicht wirklich zusammenarbeitet. Das sind die Gedanken, die ich mir dazu gemacht habe.
Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass es im Forum einen Thread zu dieser Folge gibt. Wenn ihr eigene Erfahrungen habt oder denkt: „Was der Thomas da erzählt, ist völliger Schwachsinn“ oder ihr das anders seht oder konkrete Erfahrungen teilen wollt, die positiv oder negativ sind, dann lasst uns das gerne im Forum diskutieren. Ihr findet den Thread wie gesagt in den Shownotes.
Damit bedanke ich mich bei euch, wünsche euch eine gute Woche, hoffe, ihr habt Spaß in euren Projekten, und bis nächste Woche.