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NBA22: Wer treibt Agilität im Unternehmen voran?

Shownotes

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Letzte Folge NBA21: Fehlerkultur

NBA05: Das Agile Manifest

NBA06: Die 12 Agilen Prinzipien

NBA15: Agilität ist ein Mindset

Zusammenfassung

In dieser Episode von „No Bullshit Agile“ (Folge 22) geht es darum, wie Agilität in Unternehmen effektiv vorangebracht werden kann. Thomas diskutiert, wer diesen Prozess vorantreiben sollte und welche Faktoren dabei entscheidend sind. Hier sind die Kernpunkte zusammengefasst:

  1. Agilität als Mindset: Agilität ist mehr als nur die Anwendung von Methoden wie Scrum oder Kanban. Es ist ein Mindset, das durch das Verständnis und die Anwendung der Prinzipien des agilen Manifests getragen wird.

  2. Top-Down und Bottom-Up: Beide Ansätze sind wichtig für die Einführung von Agilität. Unterstützung vom Management ist entscheidend, aber auch eine engagierte Gruppe von Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen sollte das Thema vorantreiben.

  3. Bildung eines engagierten Teams: Ein kleines, heterogenes Team, das für Agilität brennt, sollte gebildet werden. Dieses Team muss die Prinzipien von Agilität klar verstehen und regelmäßig an der Weiterentwicklung arbeiten.

  4. Iterative Verbesserung: Setzt erreichbare Ziele und plant in Iterationen. Feedback sollte kontinuierlich gesammelt und zur Verbesserung des Prozesses genutzt werden.

  5. Transparenz und Kommunikation: Offenheit ist entscheidend. Der Plan, die Ziele und die Fortschritte müssen transparent kommuniziert werden, um Vertrauen und Unterstützung im gesamten Unternehmen zu fördern.

  6. Unterstützung und Hilfe: Das Team sollte als Multiplikator fungieren, Schulungen anbieten und als Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, allen Mitarbeitenden die Möglichkeit zur Mitgestaltung und Unterstützung anzubieten.

Zusammengefasst betont Thomas die Notwendigkeit, Agilität als ganzheitlichen Ansatz zu verstehen und sowohl das Management als auch die Mitarbeitenden aktiv in den Prozess einzubeziehen.

Transkript

Hallo und herzlich Willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und ich bespreche jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt dabei auf der Praxis, daher auch der Name No Bullshit Agile.

In der letzten Folge hatte ich über Fehlerkultur und die Auswirkungen, wenn diese schlecht ist, gesprochen. Wenn dich das interessiert, hör da gerne mal rein. Den Link dazu findest du in den Shownotes.

Dies ist die Folge 22 und heute soll es darum gehen, wer denn die Agilität in Unternehmen voranbringt. Wenn ich mir so die Liste anschaue, der Themen rund um die Agilität, die ich hier im Podcast bereits behandelt habe oder die ich noch vorhabe zu behandeln, dann wird mir ziemlich schnell klar: Agilität ist ein super weites Feld. Das fängt vielleicht an beim agilen Manifest und den 12 agilen Prinzipien, dem Fundament für alles, meiner Meinung nach. Dazu habe ich tatsächlich auch zwei Folgen gemacht. Das ist NBA 5 und 6. Auch die Links findest du in den Shownotes.

Es geht dann weiter über die Frage, wie wir Projekte agil durchführen, vielleicht mit Methodiken wie Scrum oder Kanban, und das geht hin bis zu Führungsmethoden, Entscheidungsmethoden, Entwicklungsmethoden und so weiter und so fort. Es spannt sich einfach ein ganz großes Feld auf, was man alles unter Agilität versteht und was man eigentlich auch beherrschen muss im Unternehmen, wenn man denn wirklich alle Effekte der Agilität nutzen will.

Eine weitere Dimension, die man betrachten und im Kopf haben muss, ist: Agilität ist vor allem ein Mindset. Nur weil ich Scrum mache, bin ich noch lange nicht agil. Das auch wieder nur als ein Beispiel. Dazu habe ich in der Folge 15 gesprochen. Ja, und dann kommt man eigentlich ziemlich schnell zu der Frage, wie geht man das alles an? Wie kommt ein Unternehmen denn insgesamt voran im Bereich Agilität, wer begleitet diesen Prozess, wer steht mit Rat und Tat zur Seite? Und wie gesagt, die Antwort darauf ist meiner Erfahrung nach in der Praxis gar nicht so einfach.

Was ich oft sehe, ist, dass dann eher anfassbare und messbare Themen angegangen werden. Auch hier als Beispiel sei mal Scrum genannt, denn der Scrum Guide ist, und das ist ein großer Vorteil, sehr spezifisch darin, wie man Scrum umsetzen soll. Das heißt aber nicht, dass er spezifisch ist, wie man agil sein soll. Trotzdem ist es so, dass man natürlich gerne mit den konkreten, den sehr stark beschriebenen, den regulierten Themen anfängt. Es gibt bestimmte Moderationsmethoden zum Beispiel, die klar reguliert sind. Deswegen ja, wenn man sagt, wir wollen einen nächsten Schritt gehen oder überhaupt einen Schritt in Richtung Agilität, ist es nur natürlich, dass man sich erstmal an sowas festhält.

Oft wird dann aber eben so der Mindset-Unterbau, der meiner Meinung nach super wichtig ist, vernachlässigt. Daraus resultiert dann, dass vieles eher zufällig entsteht und wächst. Vielleicht wird am Anfang nur von einem agilen Coach so eine Einführung begleitet, aber meiner Erfahrung nach steht dieser auch nicht permanent zur Verfügung, sondern nur in der Anfangsphase. Dann hat man vielleicht irgendwas sehr Anfassbares implementiert, was nicht falsch ist. Aber dann steht man eben da und denkt sich und bekommt auch das Feedback: Wie geht es denn jetzt weiter? Da sind doch noch so viele Baustellen. Grundsätzlich kommt dann als erstes immer die Frage: Wie gehen wir jetzt das weitere Thema an? Wie gehen wir die Weiterentwicklung an? Und ja, natürlich kommt die Diskussion schnell zu: Ist es dann eher Bottom-Up oder ist es eher Top-Down? Und wie so oft, meiner Meinung nach, ist die Antwort: Die Mischung macht’s.

Ich denke einfach, beides ist richtig und wichtig. Man kann das nicht nur Bottom-Up machen und es geht auch nicht nur Top-Down. Mein Tipp an dieser Stelle ist ganz klar: Die große Voraussetzung ist, dass ihr die Unterstützung vom Management habt, egal in welcher Unternehmensstruktur ihr lebt. Ihr braucht die Rückendeckung. Wenn das Management – diejenigen, die das Unternehmen führen, die die Strategie vorgeben – die Agilität nicht als wichtig ansehen oder wenn ihr feststellt, die haben es auch nicht verstanden, wenn die Diskussion eher ist: Wieso? Wir machen doch Scrum. Was wollt ihr denn noch? – nur als ein Beispiel – und ihr diese Diskussion nicht führt und das Management nicht auf eure Seite bekommt, dann werdet ihr einfach feststellen, immer wenn ihr einen Schritt weiter gehen wollt, dass ihr an Grenzen stoßt.

Wenn das aber gegeben ist, dann ist mein großer Tipp: Bildet eine Gruppe, die für das Thema Agilität brennt. Sucht euch Leute, mit denen ihr dieses Thema bearbeiten könnt, mit denen ihr es permanent gestalten könnt. Sorgt dafür, dass die Gruppe so klein wie möglich ist, aber eben auch so heterogen wie es nur irgendwie geht. Was meine ich mit heterogen? Wenn es irgendwie geht, sollten da Leute aus dem Management beteiligt sein. Natürlich von den Devs sollen Leute beteiligt sein. Wenn ihr Scrum macht, POs oder Scrum Master. Wenn ihr eher Kanban macht, dann die ähnlichen Rollen: Service Request Manager oder und/oder Service Delivery Manager, Account Manager. Es sollten möglichst Leute, die für die Agilität brennen, die das gerne selber auch vorantreiben wollen, die verstanden haben, dass das ein riesen Potenzial ist, in so einer Gruppe zusammengeführt werden. Mit diesen Leuten solltet ihr eng zusammenarbeiten.

Ihr solltet zuallererst gucken, dass diese Gruppe ein einheitliches und klares Bild hat, was Agilität ist und was Agilität nicht ist, wofür Agilität geeignet ist und wofür sie nicht geeignet ist. Je besser diese Gruppe wirklich dieses Mindset, das Fundament, verstanden hat, desto besser wird diese Gruppe arbeiten und desto besser können wir diese Gruppe nutzen. Da komme ich auch gleich drauf. Sorgt dann dafür, dass ihr einen Raum habt für diese Gruppe, dass ihr regelmäßig zusammenarbeitet. Mit regelmäßig meine ich wirklich so was wie wöchentlich, nicht einmal im Monat oder so oder einmal im Quartal gucken, wie weit sind wir in der Agilität. Das soll wirklich eine Arbeitsgruppe sein, die wirklich permanent an dem Thema Agilität im Unternehmen arbeitet.

Setzt euch dann in dieser Gruppe erreichbare Ziele. Beurteilt den Stand, wo stehen wir gerade? Plant Iterationen, um diese nächsten Ziele umzusetzen. Und denkt daran, ihr wollt unbedingt immer und immer Feedback einsammeln, damit ihr etwas habt, was ihr in die nächste Iteration einfließen lassen könnt. Setzt dieses Einführen und das Weiterbringen im Unternehmen der Agilität agil um. Nehmt das Fundament der Agilität und benutzt es auch für diese Tätigkeit. Ihr gründet also so eine Art Tech-Team Agilität, so nenne ich das jetzt. Und wie ich schon gesagt habe: Gestaltet das heterogen, versucht so viele verschiedene Rollen und Positionen aus dem Unternehmen in dieses Team zu bekommen.

Bildet diese Gruppe dann aus, organisiert mit diesem Tech-Team die selbst organisierte Ausbildung. Erstmal muss die Gruppe wirklich Agilität verstehen und ihr müsst einen einheitlichen Blick darauf bekommen. Beschäftigt euch zuallererst wirklich intensiv mit dem agilen Manifest und den zwölf agilen Prinzipien. Ich habe damit auch viel zu spät angefangen. Ich kannte das, aber ich habe es nicht permanent angewandt und nicht permanent, ich sage mal, vor dem geistigen Auge gehabt. Man kann da wirklich super viel rausholen. Es ist wirklich eine gute Leitplanke, eine gute Orientierung durch, ich sage mal, den agilen Dschungel.

Entwickelt in dieser Gruppe einen Plan und, wie gesagt, Ziele und denkt eben daran, dass ihr in Iterationen arbeitet. Das ist unser großer Plan, unsere nächste Iteration ist Folgendes, dies ist der Feedback-Zyklus dazu und je nach Feedback passt ihr euren Plan permanent an. Bedenkt, das sage ich immer wieder in den Folgen, nicht der Plan an sich ist wertvoll, sondern das Planen ist super wertvoll.

Eine weitere Komponente, die unheimlich wichtig ist, wo man auch echt schnell Fehler machen kann, ist: Kommuniziert mit allen im Unternehmen diesen Plan. Die Ziele, die ihr euch für den nächsten Schritt gesteckt habt, seid so transparent, wie es nur irgendwie geht. Drängt die Information keinem auf, aber seid offen dafür, wirklich alles auch zu kommunizieren. Das ist ein ganz fundamentaler Schritt, um auch Vertrauen wieder zu schaffen. Da existiert jetzt eine Gruppe, die arbeitet vor sich hin, da gibt es bestimmte Outcomes. Ihr werdet ja auch mit den Leuten sprechen, die nicht in dieser Gruppe sind, zwangsläufig, und es ist einfach total wertvoll, wenn alle permanent die Möglichkeit haben, zu erfahren, was denn in dieser Gruppe passiert, dass die Gruppe planvoll vorgeht, dass die Gruppe Feedback gerne entgegennimmt und Pläne auch anpasst.

Eine weitere Komponente in der Kommunikation an dieser Stelle ist auch: Begründet eure Entscheidungen, erklärt, welche Gedanken ihr euch gemacht habt, erklärt, warum jetzt ein bestimmtes Thema, ich sage mal, der Hauptpunkt einer aktuellen Iteration ist. All das gehört dazu, Vertrauen zu schaffen. Und dann, wenn ihr diese Gruppe habt und die Gruppe aufgebaut habt, nutzt ihr dieses Tech-Team als Multiplikatoren. Ihr bietet Talks im Unternehmen an, ihr bietet Hilfestellungen im Unternehmen an, ihr seid ansprechbar für diese Gruppe für Fragestellungen. Das heißt, so verbreitet sich Stück für Stück immer mehr fundamentales Wissen über diese Gruppe, über diese Multiplikatoren bei euch im Unternehmen.

Setzt dabei auch Rahmen. Gebt Leitplanken mit: Was ist Fokus und was ist Nichtfokus? Wie viel Freiheit hat jeder Einzelne innerhalb dieses Rahmens? Wie viel Freiheit hat jedes Team, diesen Rahmen für die Arbeit des einzelnen Teams zu interpretieren? Das ist auch unheimlich wichtig. Freiheit ist wichtig, nicht jedes Team ist gleich, no size fits all, und trotzdem ist es auch wichtig, gewisse Rahmen zu setzen, denn sonst fühlen sich Leute sehr schnell auch, ich sage mal, haltlos.

Nach meiner Erfahrung ist dieses von mir skizzierte Vorgehen der beste Ansatz, um in der Agilität im Unternehmen voranzukommen. Ihr seid offen, ihr seid transparent, ihr habt einen Plan, ihr habt Ziele, ihr habt Iterationen, ihr nehmt Feedback an, ihr kommuniziert offen, ihr steht mit Rat und Tat allen Leuten zur Verfügung. Das schafft eben eine große Sicherheit bei einem Thema, das eben nicht sehr konkret ist. Wie ich am Anfang gesagt habe: Agilität ist ein Mindset und das findet im Kopf statt und es gibt jetzt kein Regelwerk: Mach Folgendes und dann bist du agil. So funktioniert es halt einfach nicht und deswegen kommt es darauf an, eben klar zu kommunizieren und wirklich allen auch diese Sicherheit zu bieten.

Bietet auch allen die Möglichkeit der Mitgestaltung an und zwar allen, die Interesse haben. Ihr müsst Formate finden, dass ihr die Leute mitnehmt, die gestalten wollen, die diesen Weg mitgehen wollen. Bietet Hilfe und Unterstützung an. Das ist, glaube ich, wirklich eine ganz wichtige Komponente hier: Dazu sein für die Leute. Es wird so viele Momente geben, wo Leute, ich sage mal, lost sind oder feststellen: Ja, da nützt mir die Agilität ja überhaupt nichts. Und da wollt ihr da sein. Ihr wollt eben gucken, dass ihr dann eine gemeinsame Lösung findet.

Ja, und was unheimlich wichtig ist: Alle müssen informiert sein. Ihr müsst da eine ganz offene Kommunikation haben. Ihr müsst eben auch wirklich zuhören wollen und die Bedenken von den einzelnen Leuten auch wirklich ernst nehmen. Insgesamt wäre ich total interessiert, wo ihr steht bei der Einführung der Agilität, ob ihr euch ein bisschen wiederfindet in dem, was ich hier beschrieben habe, ob ihr sagt, ich würde es ganz anders machen oder ob ihr vielleicht sogar Erfahrungen habt, dass ihr es ganz, ganz anders bei euch handhabt, wie ihr in der Agilität im Unternehmen weiterkommt. Da freue ich mich auf jegliches Feedback.

Du kannst mich für Feedback erreichen unter nobsagile@gmail.com oder du findest mich auf Mastodon und es gibt begleitend zum Podcast ein Forum. Alle relevanten Links findest du in den Shownotes. Wie gesagt, ich freue mich unheimlich über Feedback und ansonsten würde ich sagen, habt eine ganz tolle Woche und bis zum nächsten Mal. Bye.