Letzte Aktualisierung:

NBA21: Fehlerkultur

Thomas Podcast

Shownotes

Über Feedback freue ich mich immer: nobsagile@gmail.com. Ihr erreicht mich auch auf Mastodon unter https://mastodon.social/@nobsagile.

Kommentare und Diskussion gerne hier: https://forum.no-bullshit-agile.de/d/37-nba21-fehlerkultur

Letzte Folge NBA20: Product Owner kann nur der Kunde sein

Diskussionsbeitrag zu der Folge:

NBA12: Vertrauen geben

Jocko Willink „Good“

Zusammenfassung

In Folge 21 von „No Bullshit Agile“ beleuchtet Thomas das Thema Fehlerkultur und deren Bedeutung für agile Unternehmen. Hier sind die zentralen Erkenntnisse zusammengefasst:

  1. Fehler als Chance: Fehler sollten nicht als Schuldzuweisungen betrachtet werden, sondern als Gelegenheit zum Lernen und zur Verbesserung. Ein offener Umgang mit Fehlern fördert Wachstum und Innovation.

  2. Vermeidung von Blaming: Anstatt Fehler zuzuweisen, sollte die Ursache des Problems analysiert werden, um herauszufinden, wie und warum der Fehler entstanden ist. Dies fördert eine konstruktive Fehlerkultur.

  3. Fehlerkultur vorleben: Führungskräfte müssen eine positive Fehlerkultur vorleben, um Offenheit und Bereitschaft für Experimente im gesamten Team zu fördern. Fehlende Unterstützung auf Führungsebene kann den Fortschritt behindern.

  4. Institutionalisierung des Lernens: Fehleranalyse und Learning-Identifizierung sind entscheidend. Das System sollte so gestaltet sein, dass aus Fehlern gelernt wird, sei es durch verbesserte Prozesse, bessere Dokumentation oder andere Maßnahmen.

  5. Vertrauen und Offenheit: Eine gute Fehlerkultur ist eng mit Vertrauen verbunden. Vertrauen muss aufgebaut werden, damit Mitarbeiter offen über Fehler sprechen und sich gegenseitig unterstützen können.

Zusammengefasst, betont Thomas, dass der richtige Umgang mit Fehlern entscheidend für die Weiterentwicklung eines agilen Teams ist. Fehler sollten als Chance zur Verbesserung betrachtet werden, und eine offene, unterstützende Kultur ist unerlässlich, um dies zu erreichen.

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche hier jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien: Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt auf der Praxis, daher auch der Name No Bullshit Agile.

In der letzten Folge habe ich darüber gesprochen, dass aus meiner Erfahrung heraus der Product Owner nur der Kunde sein kann. Wenn dich das interessiert, hör da gerne rein. Den Link dazu findest du in den Shownotes.

Das hier ist die Folge 21 und heute soll es um Fehlerkultur gehen. Bevor wir in das Thema einsteigen, ein bisschen Housekeeping: Ich erzähle jedes Mal von einem Feedback-Kanal, den es gibt, nämlich das Forum, das den Podcast begleitet. Zu jeder Podcast-Folge gibt es auch einen eigenen Thread. Ich habe mich sehr gefreut, dass tatsächlich das erste Mal jemand die Chance genutzt hat, zu der letzten Folge, der Folge 20, Feedback im Forum zu geben. Grüße gehen raus an Scrum Show. Noch mal vielen Dank! Es ist eine sehr interessante Diskussion im Forum entstanden, genau das ist die Idee dahinter. Wenn du Lust hast, schau doch gerne mal rein. Du findest den Link dazu in den Shownotes.

Ich fange mal die Folge mit einem Audio-Zitat an, das ich gleich einspiele. Es ist von Jocko Willink, einem Ex-Navy SEAL. Er hat unter anderem ein Buch geschrieben, das heißt "Extreme Ownership". Ich verfolge ihn immer wieder mal, habe das Buch gelesen, und er hat auch einen Podcast, in dem er interessante Sachen erzählt, oft aus der Perspektive von Leadership. Er nimmt seine Erfahrungen von den Navy SEALs und münzt sie ins Business um. Er ist manchmal ein bisschen grenzwertig, das nur so zur Einordnung bzw. meine persönliche Meinung. Manche Dinge aus dem Militär finde ich nicht so toll, aber es gibt ein Zitat von ihm, das auf YouTube ziemlich viral gegangen ist, mit etwa 13 Millionen Views. Da hören wir einfach mal rein.

Wie gesagt, Jocko Willink kann manchmal sehr martialisch und militärisch rüberkommen. Es gibt viele Dinge, bei denen er relativ viele Abkürzungen geht und einfache Lösungen wählt. Trotzdem finde ich, dass sein Zitat ein guter Einstieg für das Thema Fehlerkultur ist. Denn an der Stelle hat er total recht: Wenn etwas schief läuft, begrüße es und sehe darin eine Chance. Wenn wir im Bereich Fehlerkultur und Umgang mit Fehlern einen schlechten Weg wählen, ins Blaming gehen oder so, dann kommen wir in der Agilität nicht voran. Nur die Fehler helfen uns zu lernen. Wir brauchen die Situation, um dann zu gucken, was wir tun. Eine schlechte Fehlerkultur wird uns im Vorankommen in der Agilität erheblich einschränken. Fehler passieren, und das liegt daran, dass wir Menschen sind. Fehler in der Software, Bugs passieren, Fehler im Management von Systemen passieren. Das ist ganz normal, das kennen wir alle jeden Tag. Wie es so schön heißt, keiner ist unfehlbar.

Die Frage ist: Was tun wir mit Fehlern? Es gibt zwei Wege. Der erste Weg ist zu sagen: "Ich war es nicht. Da kann ich nichts dafür. Das wusste ich nicht. Da ist der Server schuld dran." Oder, oder, oder. Wenn ihr das bei euch feststellt, Blaming, dann habt ihr einfach ein großes Problem. Viel besser ist, ihr geht offen mit den Fehlern um und seht Fehler als eine Chance. Das bedeutet, ihr geht hin und analysiert den Fehler: Warum ist dieser Fehler entstanden? Und zwar nicht im Sinne von, wir suchen einen Schuldigen, sondern im Sinne von, was ist der Ursprung? Da komme ich gleich auch nochmal drauf.

Wenn ihr so etwas in Teams hört, wenn ein Fehler auftaucht und Leute sagen: "Das war ich nicht." oder "Da kann ich nichts dafür." und nicht "Okay, es ist ein Fehler passiert. Lasst uns zusammensetzen und gucken, was wir jetzt tun können.", dann habt ihr schon ein Problem. Und zwar in meinen Augen und nach meiner Erfahrung ein nicht unerhebliches Problem. Fehlerkultur und der Umgang mit Fehlern müssen vorgelebt werden. Es ist super wichtig, dass von oben, von allen Leuten, wie auch immer eure Organisationskette aussieht, Fehler als eine Chance verstanden werden. Wenn das nicht der Fall ist, wenn irgendwo in der Kette Fehler-Blaming passiert, dann ist der Ansatz, so hoch in der Kette wie möglich zu kommen, um mit Leuten darüber zu reden, dass das super negative Auswirkungen hat. Das ist überhaupt nicht einfach, ganz im Gegenteil, das ist super schwer. Es hängt an eurer Organisation, an der Struktur. Man sagt ja nicht umsonst, der Fisch stinkt vom Kopf, und in diesem Fall, im Bereich Fehlerkultur, ist das natürlich doppelt und dreifach richtig.

Wenn ihr keine gute Fehlerkultur habt, werdet ihr keine Offenheit haben. Oder andersherum, eine gute Fehlerkultur schafft eine Offenheit, die Bereitschaft für Experimente, die Bereitschaft, überhaupt etwas Neues zu lernen. Insgesamt spielt dabei Vertrauen und Vertrauen geben eine ganz, ganz wichtige Rolle. Über dieses Thema habe ich tatsächlich in der Folge 12 gesprochen. Hört da gerne rein. Auch der Link ist in den Shownotes. Aber das spielt sehr dicht zusammen, das gehört ganz eng zusammen. Vertrauen geben und mit Fehlern positiv umgehen ist ein Tandem.

Ich hatte ja vorhin kurz gesagt, was man tun kann, um das Positive aus Fehlern herauszuholen. Für mich ist es so, der Anfang muss sein zu sagen: "Okay, wir müssen innehalten. Wir hatten einen Fehler und müssen gucken, wie dieser Fehler entstanden ist." Das können jetzt natürlich minimale Fehler sein, ein kleiner Bug, der in Produktion gekommen ist. Dieses Innehalten ist dann vielleicht gar nicht so lang, und vielleicht habt ihr bereits Prozesse dafür, dass z.B. definiert ist: Wenn ein Fehler in Produktion, ein Bug, aufgetaucht ist, dann schreibt ihr entsprechende Tests dafür, damit in Zukunft diese Art von Fehler abgefangen wird. Das kann aber auch etwas Größeres sein. Vielleicht hattet ihr eine konzeptionelle Idee, etwas umzusetzen, und ihr stellt sehr spät erst fest, dass das keine gute Entscheidung war. Da kann dieser Analyseprozess natürlich auch länger dauern.

Das Nächste ist: Ihr braucht eine Institution von Learning-Identifizieren. Wenn ihr einen Fehler habt, innehalten und Learning-Identifizieren. Vielleicht waren eure Prozesse an der Stelle nicht gut und deswegen ist es zu dem Fehler gekommen. Vielleicht fehlte Dokumentation, vielleicht fehlte Wissensaustausch. Vielleicht wusste jemand aus dem Team gar nicht, dass das so nicht geht und deswegen ist ein Fehler entstanden. Aus jedem Fehler entsteht eine riesige Chance, in allen Bereichen besser zu werden: Testabdeckung, Learnings institutionalisieren, Prozesse verbessern, Dokumentation verbessern. Die Liste ist unendlich lang in meinen Augen. Ihr müsst euch immer fragen: "Wie reagiere ich auf Fehler?" und es fängt wirklich bei jedem Einzelnen an. Das ist eine gute Nachricht für die Leute, die Teamverantwortung haben: Ihr habt es unter Kontrolle. Das, was ihr vorlebt, wird sich auf die Leute übertragen und indem ihr euch ändert, habt ihr eine große Chance, dass andere diesen Weg mitgehen.

Fehler passieren, der Umgang damit ist super relevant. Das hier ist eine sehr kurze Folge. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, was man alles noch erzählen kann, was praxisrelevant ist. Für mich ist das Bewusstsein schaffen super praxisrelevant. Deswegen versteht die Folge als eine Chance, für euch zu reflektieren und nachzuschauen, wie ihr mit Fehlern umgeht, wie euer Team mit Fehlern umgeht, und euch vielleicht vorzunehmen, darin besser zu werden: in der Analyse, im Innehalten, im Chancensehen. Denkt daran: Vertrauen geben, das, was ich vorhin gesagt habe und in der anderen Folge besprochen habe, ist eine ganz wichtige Komponente, die zusammen mit Fehlerkultur spielt.

Wie gesagt, das Ganze soll eine kurze Folge sein, aber ich denke, es ist ein ganz wichtiges Thema und auch eine wichtige Folge. Wie immer freue ich mich auf euer Feedback, sei es positives oder konstruktive Kritik. Nur so kann ich auch wachsen mit dem Podcast. Ihr erreicht mich auf verschiedenen Kanälen. Eine Variante ist, du schreibst mir eine Mail an nobsagile@gmail.com. Du findest mich auf Mastodon, den Link dazu findest du in den Shownotes zu meinem Mastodon-Profil. Es gibt auch ein Forum für den Podcast, da gibt es zu jeder Folge einen eigenen Thread. Schreibt gerne auch etwas im Forum, lasst uns da gerne diskutieren. Habt eine ganz tolle Woche und bis zum nächsten Mal.