Wie mit unterschiedlich großen Stories umgehen?

Situation

Um meine Ansichten gut zu verstehen, macht es wahrscheinlich Sinn, dass ich dir erstmal beschreibe, wie unsere Welt aussieht. Ich arbeite in einer Agentur, die mit mehreren Teams für Kunden Software entwickelt und anpasst. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass Arbeit, die bei uns ankommt, unterschiedlich groß ist. Eine kleine Aufgabe kann die Größe von zwei bis vier Stunden haben. Parallel dazu entwickeln wir aber auch Projekte, die oft genug auch über 50 Tage groß sind. Das ist eine Challenge die wir mit Kanban angehen.

Damit diese Arbeit gut fließen kann, bedienen wir uns den Prinzipien und Methoden, die ich in den nächsten Kapiteln erläutern will.

Denkweise

Wie so oft im agilen Arbeiten ist es sehr hilfreich, zuerst einmal die Denkweise zu schärfen - warum wollen wir etwas?

Wir wollen schnelles Feedback um dieses in die nächste Iteration einfließen zu lassen. Daher wollen wir schon an dieser Stelle eins: Kleine Stories.

Dies macht aus mehreren Gründen Sinn:

  • Bessere Planbarkeit
  • Besser Kontrolle des Status
  • Reduzierung des Risikos (z.B. nicht das richtig zu tun und damit Waste zu produzieren oder uns verzetteln)
  • Schnelleres Feedback

Wie man Dinge klein bekommt

Es gibt sehr viele Artikel dazu, wie man Stories klein bekommt. Ich selber bevorzuge die Methoden User Story Mapping und Dimensional Planning, da sie den Kunden direkt involvieren. Egal welche Methode du wählst, wichtig ist: horizontal schneiden! Was meine ich damit? Wir wollen in die Breite entwickeln, nicht in die Tiefe. Es nutzt wenig, wenn wir eine erste Iteration liefern, die einen Teil der Anforderung bis zur Perfektion erfüllt, aber 80% der Anforderung gar nicht betrachtet. Wir wollen lieber bewußt - durch Dimensional Planning - etwas liefern, das benutzt werden kann, auch wenn Details fehlen.

Wie man kleine Dinge sortiert

Jetzt sind wir an einem Punkt in dem unsere Arbeit gleichförmiger geworden ist. Wir haben für verschiedene Kunden in verschiedenen Projekten relativ gleich große Arbeit. Mit relativ meine ich hier, dass in meiner Praxis die Arbeit nie zu einhundert Prozent gleich groß ist. Das ist nicht schlimm, wenn denn der Unterschied nicht zu extrem ist.

Unsere Aufgabe ist es jetzt, den Strom an Arbeit permanent zu priorisieren. Was ist aktuell das Wichtigste? Dies gehört nach oben in einem Backlog oder in einer Up Next Spalte. Und: Dies kann sich permanent ändern! Erst wenn Arbeit angefangen wurde, würde ich sie nicht mehr umpriorisieren. Aber in Wartespalten wie Backlog oder Up Next ist die Arbeit per Definition ja noch nicht angefangen! Hier spielt dann tatsächlich Kanban seine Stärken aus, denn es ist jeder Zeit möglich, umzupriorisieren.

Und wenn dann doch etwas dringender als andere Arbeit ist, dann gibt es ja noch die Service Klassen. Bei uns gibt es momentan genau eine: Die Überholspur. Selten landet hier Arbeit, doch wenn wir den Fall haben, sorgt die Überholspur dafür, dass wir mit Fokus an dieser Sache arbeiten können.

Wie man den Überblick behält

Klingt chaotisch? Ist es nicht. Es gibt genug Abstimmungspunkte zwischen Kunden und Teams um über aktuelle Prioritäten zu sprechen. Es ist in der Praxis auch nicht so, dass Up Next jeden Tag anders aussieht. Und das regelmäßige Planen fühlt sich sogar sehr gut an. Es hilft, dass alle Beteiligten zum Beispiel oft über Wert reden können. Die Entscheidung, was ganz oben steht, löst wunderbare Gespräche über Wert aus.

Mein Tipp für dich ist also: Schau, wie Du deine Arbeit kleiner bekommst. Es geht und es hilft!

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