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NBA24: Das Schwungrad

Thomas Podcast

Shownotes

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Letzte Folge NBA23: Heuristics for Effective Software Development

NBA21: Fehlerkultur

NBA12: Vertrauen geben

Zusammenfassung

In Folge 24 von „No Bullshit Agile“ diskutiert Thomas das Konzept des „Schwungrads“ als Metapher für Führung und Energieübertragung in agilen Teams und darüber hinaus. Er erklärt, dass das Schwungrad symbolisch für den kontinuierlichen Aufwand steht, den man in ein System investieren muss, um positive Veränderungen und Engagement zu erzeugen.

Thomas betont, dass Führung durch Vorbildfunktion und authentisches Verhalten entscheidend ist. Anstatt nur Anweisungen zu geben, sollten Teammitglieder und Führungskräfte die gewünschten Verhaltensweisen aktiv vorleben, um andere zu inspirieren. Er vergleicht dies mit dem Prinzip „Show, don’t tell“ aus der Filmwelt, wo Handlungen mehr sagen als Worte.

Der Prozess der Veränderung ist langwierig und erfordert kontinuierliche Energie und Geduld. Thomas hebt hervor, dass authentische Begeisterung und Engagement ansteckend wirken und die Teamdynamik positiv beeinflussen können. Er warnt auch davor, sich von anderen ausnutzen zu lassen, und empfiehlt, offen über die eigene Energie und Motivation zu kommunizieren, besonders an weniger guten Tagen.

Zusammengefasst: Das Schwungrad steht für den langfristigen Einsatz von Energie, um das Team und das agile Umfeld positiv zu beeinflussen. Es ist wichtig, authentisch und engagiert zu bleiben, um nachhaltige Veränderung zu bewirken. Feedback und Diskussionen dazu sind im Forum oder per E-Mail willkommen.

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien: Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt auf der Praxis, daher auch der Name NoBullshit Agile.

In der letzten Folge habe ich über die Liste "Heuristics for Effective Software Development" von Allen Holop gesprochen. Wenn dich das interessiert, höre da gerne rein. Den Link dazu findest du in den Shownotes.

Das hier ist die Folge 24 und heute will ich mit euch über das Schwungrad sprechen. Ja, das Schwungrad, was soll das überhaupt heißen? Das hat jetzt nichts mit Esoterik oder irgendwas in der Art zu tun, und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob das irgendwie ein stehender Begriff ist oder so für das, was ich jetzt hier erzähle. Es ist vor allen Dingen meine Erfahrung.

Es geht um das Thema: Wie bringe ich Energie in andere? Wie kann ich führen? Und damit meine ich jetzt nicht nur irgendwie aus einer gewissen Management-Sicht, sondern tatsächlich ist es für mich all das, was ich jetzt erzähle, für alle Teammitglieder oder alle Beteiligten im Unternehmen interessant. Und ich finde, es gilt sogar auch für Kundenbeziehungen. Wir wollen ja ganz gerne, ich sage einmal, unser agiles Mindset verbreiten. Das Mindset sagt ja auch schon, es gibt keine festen Regeln – zumindest in meiner Interpretation nicht – sondern das muss einsinken, und viel davon wird meiner Meinung nach über Verhalten gesteuert.

Ich sage dann immer: So viel Energie, wie ich in das System reinkippe, so gut wie ich das Schwungrad anschubse und am Laufen halte, so gut nehmen andere das an. Es geht also um Gestaltung, es geht darum, ich sage mal, ja, Vorbild zu sein. Grundsätzlich geht es mir darum, dass ich versuche, einfach das vorzuleben, was ich gerne möchte und was eben in einer agilen Umgebung hilft. Je mehr ich praktisch vorlebe, desto einfacher ist es für andere, das auch aufzunehmen.

Das ist insgesamt sowieso ein sehr langer Prozess. Also, wenn ihr an einem Punkt steht, wo ihr Agilität einführt, dann ist das nichts, was man, sage ich mal, durch zwei Workshops und dann, keine Ahnung, vier Wochen oder zwei Monate, erledigt hat. Das ist ein Prozess, und dieser Prozess dauert meiner Erfahrung nach lange. Ich finde das gar nicht schlimm. Wenn man das weiß, dass es ein langer Prozess ist, dann kann man sich gut darauf einstellen. Ich glaube, das muss auch die Einstellung und das Mindset sein.

Auf jeden Fall hilft dabei eben diese Vorstellung von dem Schwungrad. Je mehr Energie ihr investiert, je mehr ihr immer wieder vorlebt, desto einfacher ist es, das ganze System für andere auch zu verstehen. Es gibt ja, wenn man über Filme spricht und Skripte zu Filmen schreibt – nicht, dass ich davon Großahnung hätte – aber da gibt es ja dieses Grundprinzip von "Show, don't tell". Also, lasst Charaktere nicht irgendwie Exposition machen, alles Mögliche erklären, sondern die Charaktere sollen eben Aktionen machen, und daraus sollen die Zuschauer erkennen, worum es da geht.

Ich finde, dieses Prinzip kann man hier auch ganz gut anwenden. Also, um vielleicht so ein paar Beispiele zu bringen: Wenn ich mich gut auf das Daily vorbereite und gewissenhaft im Daily über Dinge spreche, aktiv Rückfragen stelle bei Kolleginnen und Kollegen, die im Daily etwas erzählen, und aktiv Unterstützung anbiete, dann werden andere feststellen: "Oh, okay, das ist natürlich echt gut, das hat mir was geholfen, das will ich auch mal versuchen". Oft genug ist es übrigens so, dass die Leute so eine Entscheidung wie "Das will ich auch mal versuchen" gar nicht bewusst treffen, sondern das singt langsam ein und deswegen ist es auch so nachhaltig.

Was ich immer wieder feststellen kann, wenn ich versuche, etwas zu erklären, dann tue ich das natürlich – also, ich meine jetzt so rund um die Agilität – aber Leute sind einfach gedanklich nicht da, wo ich bin. Es fällt Leuten dann manchmal schwer – das kann auch gut daran liegen, dass ich dann nicht gut erkläre, nicht dass ihr mich falsch versteht – aber es kann eben auch daran liegen, dass es eher ein Tell ist und nicht ein Show. Das gilt für alle möglichen Methodiken: Wenn ich Methodiken anwende, keine Ahnung, wie ich etwas am Whiteboard darstelle oder wie ich mit Post-its umgehe und Dinge sortiere, dann ist es vielleicht viel besser für die Leute zu gucken: "Oh ja, okay" oder es singt sogar nur relativ unterbewusst ein und sie wenden es dann an, als dass ich einen Workshop machen würde: "Und so macht man Whiteboard". Das eine schließt das andere nicht aus. Ich finde, man kann schon beide Wege parallel gehen, vielleicht erhöht das sogar noch die Effektivität.

Aber, die Folge heißt ja heute "Das Schwungrad". Es ist eine Möglichkeit für dich, anderen zu helfen. Wenn du Energie investierst in die Themen und logischerweise du es ernst meinst – das ist die Basisvoraussetzung für alles – es nutzt überhaupt nichts, eine Aufgeregtheit oder Begeisterung vorzutäuschen, das wird jeder sofort merken. Aber wenn du wirklich von etwas begeistert bist, dann lass es auch raus. Ich glaube, diese Energie, die da übertragen wird, die wirkt sich wirklich aus.

Was ich in der Praxis wirklich feststellen kann, ist, dass Leute ohne Anstrengung wirklich Dinge mitnehmen, sich selber auf einmal auch auf ein Daily vorbereiten – ich bleibe jetzt einfach bei dem Beispiel. Wenn man mal angefangen hat, in einem Team diesen Mechanismus in Bewegung zu setzen und andere auch auf einmal mehr Show machen als Tell, dann wird es sich so multiplizieren. Weitere werden es aufnehmen. Es wird immer Leute geben, die man über diesen Winkel nicht so gut erreicht, aber je mehr Leute auf dieser Reise mitgehen, desto einfacher wird es natürlich. Das kann ich in der Praxis halt ganz klar feststellen.

Schlussendlich geht es halt darum, klassisch würde man vielleicht sagen, ein Vorbild zu sein. Es gibt ja auch so diesen Begriff: "Der Fisch stinkt vom Kopf". Also, wenn ich denn eine exponiertere Position habe, muss ich das halt vorleben und ich muss es ernst meinen, was ich davor habe. Und dann ist es tatsächlich ein super gutes Führungsinstrument. Ich kann halt wirklich steuern. Und, meine Erfahrung hat halt einfach auch gezeigt: Ich erkläre Leuten auch etwas, das tue ich gerne, aber ich muss es auch vorleben. Ich muss mich selber praktisch an meine Regeln halten oder selber das widerspiegeln, was ich auch von anderen erwarte. Das geht auch bei Fehlerkultur – hatte ich ja mal eine Folge zu – zum Beispiel, so wie man Vertrauen gibt, das ist eine andere Folge, die ich mal hatte. Es zieht sich durch alle Bereiche. Es ist jetzt nicht nur irgendetwas im Bereich Agilität, aber ich finde einfach, es ist ein Thema in der Agilität, was einfach unheimlich hilft. Es hilft übrigens auch diese ganzen Mindset-Themen, warum will ich denn überhaupt agil sein, auf diese Art und Weise ja mit Energie zu versorgen.

Ich finde dieses Bild einfach schön vom Schwungrad und ich finde es super gut und super befriedigend, dass ich die Möglichkeit habe, dieses Schwungrad auch selbst mit Energie zu füllen, dass ich die Möglichkeit habe zu sagen: Ich lade da Energie rein. Ich weiß, das klingt alles ein bisschen esoterisch. Es ist wirklich überhaupt nicht so gemeint. Ich kann halt nur sagen, es ist total praxisrelevant. Was ich übrigens auch sagen kann: Man hat nicht jeden Tag die gleiche Energie. Das ist auch so. Man hat auch manchmal einen schlechten Tag. Was sich für mich bewährt hat, ist das sofort offen zu kommunizieren, nicht nur mit dem Team, sondern auch mit Kunden. Dass man halt sagt: "Hier, das ist heute nicht mein bester Tag, nicht dass ihr euch wundert, keine Ahnung, schlecht geschlafen oder was auch immer der Grund dafür gerade ist", damit den Leuten auch klar ist, was los ist, warum man heute keine Energie einbringt, tut man doch sonst.

Eine kleine Anmerkung habe ich noch: Wenn Leute anfangen, eure Energie auszusaugen, wenn ihr also feststellt, die lehnen sich da nur so rein, sie nutzen das, nehmen sie sagen: "Ey super, Thomas, dann kannst du das doch machen", weil ihr selber etwas vorleben wollt, dass ihr das ein paar Mal übernommen habt, da würde ich immer schön versuchen zu sagen: "Nee, so ist es nicht gemeint. Ich trage gerne meinen Beitrag dazu, ich mache halt einfach gerne mit, aber das heißt nicht, ich mache alles. Ihr müsst hier schon mitarbeiten, das ist hier ein Team-Effort." Das vielleicht noch so am Rande als Tipp.

Und das soll es für heute tatsächlich auch gewesen sein. Mein Tipp wäre: Lass das mal so in dich einsinken, überlege mal, wie viel Energie du so in dieses Schwungrad reinbringen kannst. Das gibt es glaube ich überall und immer, dieses Schwungrad übrigens, und ob du eine Möglichkeit für dich siehst, mehr Energie da noch einzubringen. Was ich nicht meine, ist künstlich zu versuchen, das zu erhöhen, sondern das muss einfach super ehrlich sein. Und vielleicht das auch noch als Anmerkung: Das funktioniert tatsächlich mit Kunden auch sehr gut, die sind ja auch nur Menschen. Deswegen, da kann man auch in dieses Schwungrad Energie reinbringen.

Mich würde auf jeden Fall interessieren, was du davon hältst, ob du das nachvollziehen kannst, ob du das Thema kennst. Ich freue mich wie immer über Feedback. Ich habe letztens wirklich gutes Feedback erhalten, vielen Dank an dieser Stelle nochmal und Grüße gehen raus. Wie gesagt, ich freue mich über Feedback, ich freue mich auch über Kritik. Nur so kann ich wachsen. Du erreichst mich auf verschiedenen Kanälen, kannst mich zum Beispiel per Mail erreichen unter nobsagile@gmail.com, du kannst mich auf Mastodon erreichen und begleitend zu diesem Podcast gibt es ja auch ein Forum, auch da kannst du mich erreichen.

Habt eine ganz tolle Woche und bis zum nächsten Mal.