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NBA09: Agilität von SpaceX

Thomas Podcast

 

Shownotes

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Kommentare und Diskussion gerne hier: https://forum.no-bullshit-agile.de/d/19-nba09-agilitaet-von-spacex

Letzte Folge „NBA08: Prioritäten sind quatsch und ich erklär dir auch warum“

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Zusammenfassung

In Folge 9 von No Bullshit Agile beleuchtet Thomas, wie SpaceX Agilität in der Hardware-Entwicklung umsetzt, insbesondere bei der Entwicklung des Starship. Er vergleicht den iterativen Ansatz von SpaceX mit den traditionellen, langwierigen Methoden der Raumfahrtindustrie, wie beim Space Shuttle.

SpaceX verfolgt eine agile Methode durch den Einsatz von iterativen Schritten und kontinuierlichem Lernen. Die Entwicklung beginnt mit kleinen, schnellen Tests wie dem Star Hopper, um erste Erkenntnisse zu sammeln. Diese iterativen Tests ermöglichen schnelle Anpassungen und Verbesserungen, wie etwa bei den ersten erfolgreichen und weniger erfolgreichen Startversuchen des Starship.

Die schnelle Abfolge der Tests und die Anpassungen an der Infrastruktur zeigen, wie Agilität nicht nur in der Software-, sondern auch in der Hardware-Entwicklung effektiv eingesetzt werden kann.

Er schließt mit der Beobachtung, dass SpaceX eine agile Methodik verfolgt, die es ihnen ermöglicht, kontinuierlich zu lernen und ihre Technologie zu verbessern, was eine spannende Parallele zur Agilität in der Softwareentwicklung darstellt.

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei No Bullshit Agile. Mein Name ist Thomas. Ich bin Teil eines agilen Teams und bespreche hier jede Woche Themen aus der agilen Projektwelt. Dabei orientiere ich mich an den großen Kategorien Menschen, Teams, Kunden, Projekte und Agilität. Mein Fokus liegt auf der Praxis, daher eben auch der Name No Bullshit Agile.

In der letzten Woche habe ich über das Thema Prioritäten und warum die meiner Meinung nach Quatsch sind, gesprochen. Das hier ist die Folge 9, und heute geht es um die Agilität von SpaceX.

Bevor wir einsteigen, wie immer ein bisschen Housekeeping: Ich habe jetzt angefangen, auf der Webseite no-bullshit-agile.de vermehrt Artikel zu schreiben, also nicht nur die Podcast-Folgen hier zu veröffentlichen, sondern auch Artikel zu Themen, die mich gerade beschäftigen. Deswegen, wenn du Lust hast, schau dort gerne mal rein.

Okay, ich weiß nicht, wie sehr ihr das Thema SpaceX und vor allen Dingen das Thema Starship verfolgt, deswegen vielleicht erstmal eine kurze Einordnung. Elon Musk ist sicherlich ein streitbarer Mensch, und ehrlich gesagt, ich bin auch überhaupt kein Fan mehr von ihm. Ich beobachte das Thema Raketen schon ziemlich lange. Also, es gibt ja noch die Rakete Falcon. Da habe ich mich viel mit beschäftigt, weil es mich einfach interessiert. Es ist super spannend zu verfolgen, wie sie diese neue Riesenrakete, das Starship, bauen. Nur ganz kurz: Das soll hier ja kein Podcast zum Thema Starship oder SpaceX werden, sondern vor allen Dingen soll es um die Agilität gehen. Aber vielleicht eine ganz kurze Erklärung, was sie da bauen: Es ist die größte Rakete, die stärkste Rakete, die Rakete, die am meisten transportieren kann, die es jemals gegeben hat. Das Ziel von Elon Musk ist tatsächlich, den Mars zu kolonisieren, und dazu braucht man so ein System, das er da baut. Ob das wirklich sein Ziel ist und ob das Ziel erreichbar ist, und ob das Sinn macht, ist sicherlich streitbar. Wenn das hier, ich sage mal, ein Raumschiff-Podcast wäre, dann würde ich darauf eingehen. Das soll aber, wie gesagt, nicht der Fokus sein, sondern mir geht es eher darum, wie sie das super agil entwickeln. Es ist total interessant, Agilität in der Hardware-Entwicklung zu beobachten.

Wenn wir das vergleichen mit traditionellen Raumschiffen, und vielleicht wirklich das Space Shuttle nehmen, sicherlich eines der bekanntesten Systeme, dann gibt es keine offiziellen Angaben darüber, was die Kosten sind. Also, mehrere Milliarden Dollar stehen da für den ersten Flug im Raum, und tatsächlich hat es auch über 10 Jahre gedauert, bis zum ersten Flug. Das Space Shuttle wurde ja in den 70er Jahren entwickelt.

SpaceX verfolgt nicht nur mit dem Starship, sondern eben auch mit der Falcon 9 einen ganz anderen Ansatz. Um den mal zu erklären, erzähle ich ein bisschen was zur Historie: Sie haben in Boca Chica, Texas, direkt an der Küste des Golfs von Mexiko und der mexikanischen Grenze, im Prinzip im Sumpf angefangen. Boca Chica ist ein Ort, sie haben einfach viele Flächen da gekauft, im Prinzip drei Viertel dieses Ortes, mittlerweile glaube ich sogar den ganzen Ort, und haben wirklich ganz iterativ da eine kleine Fläche betoniert und große Zelte hingebaut – also relativ große Zelte, aber einfach wirklich Zelte.

Sie haben dann ganz iterativ angefangen. Ihr großes Ziel ist es, zum Mars zu fliegen, und sie zerlegen sich das in kleine Schritte. So etwas hat noch niemand gemacht und niemand gebaut. All die verwendeten Materialien zum Beispiel sind relativ untypisch. Stattdessen ist das Ding aus Stahl und Aluminium – Materialien, die man normalerweise im Raumflug benutzt, weil sie leichter sind. Sie haben damals einfach angefangen, eine Fläche zu betonieren, zwei große Zelte hinzustellen und zu sagen: „Das erste, was wir bauen, die ersten Erkenntnisse, die wir sammeln wollen, sind: Wir brauchen einen neuen Raketenantrieb. Der alte, den wir für die Falcon benutzen, ist zu klein und zu schwach.“

Wir entwickeln also einen neuen Raketenantrieb, den Raptor. Und wir bauen mit Hilfe dieser Konstruktion, wie wir die großen Teile auch mal bauen wollen, Ringe aus Stahl, die wir aufeinander setzen und so eine Mini-Version des Spaceships bauen – den Star Hopper. Der Star Hopper hat das einzige Ziel, einen „Hopp“ zu machen – daher der Name. Also, das Ziel war, von einer Mini-Startplattform 150 Meter in die Luft zu steigen, leicht zur Seite zu driften und auf einem betonierten Feld wieder zu landen.

Für diesen ersten Schritt mussten sie den Produktionsprozess erfinden. Sie mussten einen neuen Raketenantrieb erfinden, einen Teststand bauen, die Konstruktion überlegen, die Software, Telemetrie, Steuerung und Überwachung entwickeln. Auch die Infrastruktur musste her, also ein Testplatz, weil man eine Rakete in der Regel erst einmal im Test, „Static Fire Test“ nennt sich das, abfeuert. Dann braucht man einen Startplatz und einen Landeplatz. Das ist schon super kompliziert, kann man sich vorstellen. Trotzdem haben sie sich entschieden, in einem „kleinen Schritt“ zu starten, mit diesem Star Hopper. Das hat tatsächlich 2018 begonnen, und 2019 fand der erste Flug, der kleine „Hopp“ 150 Meter hoch und ein bisschen zur Seite, statt.

Sie haben in dieser ersten Phase so viele Erkenntnisse gesammelt, dass sie beschlossen haben, einen ersten Prototypen für das Starship zu bauen – den oberen Teil der großen Rakete. Diese große Rakete besteht aus zwei Komponenten: unten ein Booster, der dafür sorgt, dass überhaupt genug Kraft da ist, um diese Masse in den Weltraum zu bringen, und oben das Starship, das dann weiterfliegt, um den Orbit zu erreichen. Sie haben sich entschieden, ab 2020 keine Mark-Phasen mehr zu verwenden, sondern echte Seriennummern zu vergeben. Sie haben mit Nummer 3 angefangen, weil sie gesagt haben, dass sie aus der Bauphase heraus sind und auch mit dem großen Ding, dem Starship, einen „Hopp“ versuchen wollen.

Im April 2023 fand dann der erste Start des Boosters und des Starships statt. Dieser erste Start, bei dem sie den Booster 7 und Starship 24 eingesetzt haben, zerstörte allerdings das Landingpad. Das war ein erwarteter Teil des Tests, denn sie hatten nie damit gerechnet, dass sie das Ding erfolgreich landen können. Auch das Landingpad wurde beschädigt, was zu einem überarbeiteten Design führte. Im November 2023 erfolgte ein weiterer Startversuch mit dem Booster 9 und Starship 25. Dieser Flug war deutlich erfolgreicher, obwohl das Starship noch immer im Flug zerstört wurde. Ihr Landingpad hielt jedoch, was ihnen ermöglichte, die Kadenz der Starts zu erhöhen.

Im März 2024 fand bereits der nächste Start statt, diesmal mit dem Booster 10 und Starship 28. Auch dieser war sehr erfolgreich. Die Anzahl der Starships zwischen den Flügen erklärt sich durch den Fortschritt der Entwicklung und das ständige Einfließen neuer Erkenntnisse. Der nächste Flug wird voraussichtlich im Mai 2024 stattfinden. SpaceX strebt eine hohe Kadenz an, um möglichst viel aus den Flügen zu lernen und das Gerät im Flug zu testen.

Der Wunsch ist, 6 bis 7 Flüge in 2024 durchzuführen. Diese Zeitangaben sollten jedoch mit Vorsicht genossen werden, da Elon Musk oft übertreibt. Trotzdem ist das Ziel, möglichst viele Flüge durchzuführen. Außerdem baut SpaceX tatsächlich eine zweite und sogar eine dritte Startplattform im Kennedy Space Center, um die Sicherheit und Kontinuität der Starts zu gewährleisten.

Das ist eigentlich eine Geschichte aus der Agilität, die nichts mit Software zu tun hat, aber super spannend ist. Sie zeigt, dass iteratives agiles Vorgehen und das Einfließenlassen von Erfahrungen in den Prozess nicht nur in der Softwareentwicklung, sondern auch in Hardware-Projekten funktioniert. Ich bin gespannt, ob du die Geschichte von SpaceX verfolgst. Wenn ja, lass gerne einen Kommentar und Feedback im Forum oder auf Mastodon da. Vielleicht hast du auch noch Ergänzungen oder Anmerkungen. Ich habe versucht, das Thema kürzer zu halten, aber es ist super spannend und interessant. Ich werde auch ein paar Links in den Shownotes hinzufügen, falls du selber ein bisschen mehr erfahren möchtest.

Ich freue mich auf deine Anregungen und dein Feedback. Damit sind wir für heute durch. Ich hoffe, es hat dir gefallen. Wie gesagt, Feedback gerne per Mail – dazu findest du einen Link in den Shownotes – oder auf Mastodon oder im Forum. All das findest du in den Shownotes. Ich wünsche dir eine ganz tolle Woche und freue mich darauf, dass wir uns beim nächsten Mal hören. Bis dann, tschüss!